Die Ungleichheiten im oö. Gesundheitssystem: Eine Befundaufnahme anhand aktueller Daten

Linz (OTS) – Unser Gesundheitssystem gerät zunehmend unter Druck.
Neben der Frage,
wie eine ausreichende und effiziente medizinische Versorgung künftig
gewährleistet werden kann, ist von großer Bedeutung, wer in welcher
Form Zugang zu den Gesundheitsleistungen hat. Im Auftrag der
Arbeiterkammer Oberösterreich hat ein Autorenteam der Abteilung für
Gesundheitsökonomie der JKU Linz erstmals die Ungleichheiten im oö.
Gesundheitssystem umfassend untersucht.

Die Studie zeigt, dass es ungleichen Zugang zu
Gesundheitsleistungen gibt, obwohl sich unser
Sozialversicherungssystem am Solidarprinzip orientiert. Gleichzeitig
zeigen die Daten einen deutlichen Rückgang der Ärztedichte in
Oberösterreich, der vor allem Kassenpraxen betrifft. Ebenso reduziert
sich die Anzahl der Krankenhausbetten in unserem Bundesland. Diese
Veränderungen der Gesundheitsangebote stellt die AK-Mitglieder vor
erhebliche Herausforderungen, wenn es um die Suche nach einem
Hausarzt/einer Hausärztin, Facharztterminen, Krankschreibungen und
Wartezeiten auf Operationen geht.

Gesundheitsausgaben nach Einkommen
Die Höhe der Gesundheitsausgaben variiert mit dem Einkommen. Die
hohen Pro-Kopf-Ausgaben in den untersten Einkommensgruppen weisen auf
einen schlechteren Gesundheitszustand bzw. eine stärkere Belastung
durch die Arbeitsbedingungen hin. Der Anstieg in den oberen
Einkommensgruppen ist dagegen auf eine verstärkte Inanspruchnahme
teurerer oder präventiver Gesundheitsleistungen zurückzuführen.

Arbeiter:innen haben deutlich höhere Gesundheitsausgaben als
Angestellte (+10,7 %). Bei den Ausgaben für Krankenhausaufenthalte
beträgt der Unterschied 26,6 Prozent. Diese Unterschiede sind auf
höhere und häufigere Ausgaben aufgrund von Krebserkrankungen (
Neubildungen), Krankheiten des Kreislaufsystems, Krankheiten des
Verdauungssystems, Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems sowie auf
Verletzungen und Vergiftungen zurückzuführen.

Die geografische Zugänglichkeit zu spezialisierter medizinischer
Versorgung ist ein zentraler Punkt für die Gerechtigkeit im
Gesundheitssystem. Die Studie sagt aus, dass Personen mit geringem
Einkommen im Durchschnitt längere Wege in Kauf nehmen müssen, um
Fachärzt:innen zu erreichen. Was die Erreichbarkeit von
Mediziner:innen in der Primärversorgung (Allgemeinmedizin) betrifft,
sind keine Unterschiede zu beobachten.

Regionale Unterschiede gibt es bezüglich der Erreichbarkeit von
Leistungsanbietern. So sind beispielsweise in den Bezirken mit
höheren Lohnniveaus wie Steyr, Steyr-Land, Linz, Linz-Land und Urfahr
-Umgebung die Distanzen zu gynäkologischen Praxen geringer. Die
regionale Verteilung zeigt, dass städtische Bezirke wie Linz und
Steyr eine höhere Ärztedichte (vor allem im fachärztlichen Bereich)
und somit einen besseren Zugang zu medizinischen Leistungen
aufweisen, während ländliche Regionen wie Schärding, Eferding,
Vöcklabruck und Wels-Land schlechter versorgt sind. Im fachärztlichen
Bereich ist in fast allen Bezirken ein Rückgang der Kassenpraxen in
den Bereichen Frauenheilkunde und Geburtshilfe sowie Zahnheilkunde zu
verzeichnen.

Die Forderungen der Arbeiterkammer Oberösterreich

Es braucht eine gerechte, qualitative Gesundheitsversorgung für
alle Menschen in Oberösterreich.

Die aktuellen Ansätze zur Patientenlenkung „digital vor ambulant
vor stationär“ müssen so gestaltet werden, dass sie niemanden vom
Zugang zur medizinischen Versorgung ausschließen.

Planungsvorgaben im Regionalen Strukturplan Gesundheit müssen an
die demografischen und regionalen Erfordernisse in Oberösterreich
angepasst werden.

Die offenen Kassenstellen müssen dringend nachbesetzt und die
Primärversorgungszentren ausgebaut werden. Dies soll auch durch die
Schaffung eines Rechtsanspruches auf Versorgung durch eine:n
Allgemeinmediziner:in sichergestellt werden.

Solange eine kassenärztliche Unterversorgung besteht, müssen die
Versicherten den vollen Kassenarzttarif ersetzt bekommen, wenn sie zu
einem Wahlarzt oder einer Wahlärztin ausweichen.

Hier finden Sie die ausführliche Pressekonferenzunterlage sowie
ein Foto von AK-Präsident Andreas Stangl und Univ.-Prof. Mag. Dr.
Gerald J. Pruckner, Leiter der Abt. für Gesundheitsökonomie und Dekan
der Sozial- und Wirtschaftswissenschaftl. Fakultät, Johannes Kepler
Universität Linz
Fotocredit: AK OÖ / Wolfgang Spitzbart