Kinderbildung und -betreuung in Oberösterreich auf dem Prüfstand: Aktuelle Daten der AK Oberösterreich zeichnen ein gemischtes Bild

Linz (OTS) – Das Angebot an institutioneller Kinderbildung und
-betreuung ist von
Gemeinde zu Gemeinde verschieden. Während die einen Familien eine
gute Infrastruktur vorfinden, können andere nicht einmal einer
Vollzeit-Arbeit nachgehen. Wie flächendeckend ist das Angebot an
institutioneller Kinderbildung und -betreuung und wo gibt es dringend
Handlungsbedarf? Der neue AK-Kinderbetreuungsatlas liefert die
Antworten.

Bereits seit 26 Jahren stellt der Kinderbetreuungsatlas der
Arbeiterkammer Oberösterreich jährlich die institutionelle
Kinderbildung und -betreuung in Oberösterreich auf den Prüfstand. Die
Beurteilung orientiert sich bei den Öffnungszeiten am OÖ.
Kinderbildungs- und -betreuungsgesetz und an den Erhebungen der
Kindertagesheimstatistik der Statistik Austria. Die Erhebung zum
Kinderbetreuungsatlas 2025 wurde zwischen Juli und September 2025 in
den oberösterreichischen Gemeinden durchgeführt.

In Zusammenarbeit mit dem Institut für Empirische Sozialforschung (
IFES) hat die Arbeiterkammer die Daten erhoben und ausgewertet. An
der aktuellen Erhebung haben sich 313 Gemeinden beteiligt. 125
Gemeinden (28,5 Prozent) haben die Amtshilfe verweigert und keine
Daten an die AK Oberösterreich und das IFES übermittelt.

Nur vier von zehn Gemeinden sind ausgezeichnet
Das erhobene Kinderbildungs- und -betreuungsangebot wird auf die drei
Kriterien Öffnungszeiten, Mittagessen und Schließzeiten für die
jeweilige Altersgruppe (Unter-Dreijährige, Drei- bis Sechsjährige,
Volksschulkinder) überprüft. Daraus ergibt sich eine Bewertung
zwischen Kategorie 1A bis D.

Die aktuelle Auswertung für Oberösterreich zeigt: 42 Prozent konnten
über alle Altersgruppen hinweg die Gesamtkategorie 1A erreichen. Sie
erfüllen acht bis neun der geforderten Kriterien. 18,5 Prozent der
teilnehmenden Gemeinden schafften die A-Kategorie (sechs bis sieben
Kriterien), 7,5 Prozent die Kategorie B (vier bis fünf Kriterien) und
2,1 Prozent die Kategorie C (zwei bis drei Kriterien). In D (ein oder
kein Kriterium) mussten 1,4 Prozent der oberösterreichischen
Gemeinden eingereiht werden.

Vollzeit für viele Eltern nicht möglich
Oberösterreich ist eins der Kinderland-Schlusslichter im Bundesländer
-Vergleich. Denn es fehlt in vielen Gemeinden an vollzeittauglichen
Kinderbildungs- und -betreuungseinrichtungen. Also an Einrichtungen,
die die VIF-Kriterien (Vereinbarkeitsindikator für Familie und Beruf)
erfüllen. Gerade einmal 6,7 Prozent der Unter-Dreijährigen und 38,9
Prozent der Drei- bis Sechsjährigen befinden sich in Oberösterreich
in solchen Bildungseinrichtungen.

Das fehlende Angebot steht in direktem Zusammenhang mit der hohen
Teilzeitquote von Frauen in Oberösterreich, die fast 60 Prozent
beträgt. Fest steht, dass das institutionelle Kinderbildungs- und –
betreuungsangebot in vielen Gemeinden nicht zu den immer flexibler
werdenden Arbeitszeiten der Eltern passt. Auch das bestätigen die
Daten des Kinderbetreuungsatlas.

Barcelona-Ziele für Oberösterreich in weiter Ferne
Der Kinderbetreuungsatlas thematisiert erneut die Erfüllung der
Barcelona-Ziele. Bereits 2002 hat sich der Europäische Rat darauf
geeinigt, dass mindestens 33 Prozent der unter Dreijährigen und 90
Prozent der Drei- bis Sechsjährigen einen Betreuungsplatz haben
sollen. Im Rahmen der Europäischen Kinderbetreuungsstrategie von 2022
wurden die Zielwerte auf 45 Prozent und 96 Prozent angehoben.
Oberösterreich hat bereits die ursprünglichen Ziele nicht erreicht
und bleibt von den neuen Vorgaben noch weit entfernt.

„ Damit alle Familien eine echte Wahlfreiheit und gleiche Chancen
haben, muss mehr in den Ausbau der Kinderbildung und -betreuung
investiert werden. Um für ein flächendeckendes, vollzeittaugliches
Angebot zu sorgen, muss das Land Oberösterreich mehr Geld für die
Gemeinden zur Verfügung stellen. Zur Deckung des Fachkräftebedarfs
braucht es auch eine Ausbildungsoffensive in Oberösterreich “, so AK-
Präsident Andreas Stangl.

In der Online-Ausgabe des Kinderbetreuungsatlas gibt es ausführliche
Infos zu den erhobenen Daten, Kooperationen und nicht
institutionellen Betreuungsangeboten. Alle Daten sind unter
kba.arbeiterkammer.at online abrufbar.
Ein Foto von AK-Präsident Andreas Stangl und Laura Wiednig (Leiterin
Frauen- und Gleichstellungspolitik, AK OÖ) finden Sie hier .
Fotocredit: David Ruis, AKOÖ