„kreuz & quer reportage“ zum Thema „Streit und Bekenntnis – Das Konzil von Nicäa“

Wien (OTS) – Es ist die erste Auslandsreise, die Papst Leo XIV.
ausgerechnet in
die Türkei führt: Dort trifft das katholische Kirchenoberhaupt in
Íznik, einer kleinen Stadt südöstlich von Istanbul, das
Ehrenoberhaupt der Orthodoxen Kirche, den Patriarchen Bartholomaios –
der ORF überträgt das Gebetstreffen mit Papst Leo XIV. am 28.
November live ab 13.20 Uhr in ORF 2 und auf ORF ON. Der Ort hat
Geschichte – mit großer Wirkung: In Nikáia oder Nicäa (wie Íznik in
der Antike hieß) trat die erste gesamtkirchliche Versammlung unter
Kaiser Konstantin zusammen – vor genau 1.700 Jahren. Es war jenes
„Konzil von Nicäa“, das die bis heute gültige gemeinsame
Glaubensgrundlage aller christlichen Kirchen formulierte. Es brachte
eine theologische Klärung der Frage, wer Jesus Christus im
Glaubensbekenntnis der Kirche ist, und es legte den Ostertermin fest.
Das Konzil, das von Kaiser Konstantin einberufen wurde, ist auch ein
Meilenstein in der Entwicklung des Verhältnisses von Staat und Kirche
im Römischen Reich.

Es gibt aber auch einen Bezug zu Österreich: Denn die
Vorgeschichte beginnt in Carnuntum, der ehemaligen Hauptstadt der
Provinz Oberpannonien im östlichen Niederösterreich. Hier
versammelten sich im Jahr 308 vier römische Kaiser, wie Eduard
Pollhammer, der wissenschaftliche Leiter in Carnuntum, erzählt. Mit
dabei war Kaiser Diokletian, der für seine Reformideen, aber auch für
seine grausame Christenverfolgung bekannt ist. In der Kaiserkonferenz
von Carnuntum sollte die Tetrarchie, die Vierteilung des Reiches,
erneuert werden. Stattdessen kam eine Entwicklung in Gang, in der
sich Konstantin zum Alleinherrscher aufschwingen konnte. Schon 311
endeten die Christenverfolgungen. 324 besiegte Konstantin seinen
Kontrahenten Licinius, den letzten verbliebenen Mitkaiser. Im Jahr
darauf versammelte er die Bischöfe in Nicäa.

In der Dokumentation „Streit und Bekenntnis – Das Konzil von
Nicäa“ von Christian Rathner, zu der die Ausgrabungen und
Rekonstruktionen von Carnuntum eine eindrucksvolle Kulisse bilden,
kommen in „kreuz & quer reportage“ am Sonntag, dem 30. November 2025,
um 12.30 Uhr in ORF 2 und auf ORF ON Fachleute aus drei verschiedenen
Kirchen zu Wort: Die Wiener evangelische Kirchenhistorikerin und
Spätantike-Spezialistin Uta Heil macht die große Bedeutung des ersten
ökumenischen Konzils für das gesamte Christentum deutlich und
berichtet über historische Hintergründe. Der katholische Theologe und
Judaist Martin Steiner, der in Luzern unterrichtet, legt das
Augenmerk vor allem auf die, wie er sagt, „Israel-Vergessenheit“ des
Konzils, das im Nachdenken über den Sohn Gottes das jüdische Leben
Jesu in den Hintergrund rückte. Ein Brief, den Kaiser Konstantin nach
dem Konzil verfasste, enthält judenfeindliche Passagen und weist in
eine bittere Zukunft. Der serbisch-orthodoxe Theologe, Maler und
Kunsthistoriker Davor Džalto erklärt die grundlegende Bedeutung der
ersten sieben Konzilien für die Gesamtkirche. Ein Bischofskonzil ist
für ihn lediglich ein Sonderfall für die Kirche insgesamt, die er vom
Wesen und vom Wortsinn her als Versammlung versteht. Der Musiker und
Kaiser-Darsteller René Frank zeigt einige seiner beeindruckend
authentischen Kaiser-Gewänder und macht es auf diese Weise leicht,
sich in die Zeit der Spätantike zurückzuversetzen. Zudem machen
Bilder aus Íznik Geschichte sichtbar. Zur Zeit des Konzils war Nicäa
noch keine christliche Stadt. Ganz anders als 787, als zum zweiten
Mal ein ökumenisches Konzil in Nicäa stattfand. Damals standen den
Bischöfen Kirchen zur Verfügung, darunter wie in Konstantinopel eine
„Hagia Sophia“. Heute ist Íznik/Nicäa muslimisch geprägt und die
Hagia Sophia eine Moschee.