„Smart Trees“: Wiener Stadtgärten testen digitale Sensoren für intelligente Baumbewässerung

Wien (OTS) – Um den Baumbestand der Stadt langfristig vital zu halten
und
Ressourcen effizienter einzusetzen, testen die Wiener Stadtgärten (MA
42) gemeinsam mit Wien Energie und Wien Digital (MA 01) derzeit im
Rahmen des IoT-Projekts „Smart Trees“ digitale Bodenfeuchtesensoren.
Auf Basis der erhobenen Daten soll künftig sowohl die optimale
Wassermenge als auch das richtige Bewässerungsintervall festgelegt
werden. Der Beobachtungszeitraum läuft zunächst bis Ende 2026; danach
wird über weitere Schritte sowie gegebenenfalls über zusätzliche
Ziele des Projekts entschieden.

Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky: „Die Sensortechnik ist eine
absolute Win-win-Situation: Einerseits stellen wir sicher, dass
unsere Bäume immer die richtige Wassermenge erhalten, andererseits
können wir dank dieser Technik auch den Wasserverbrauch optimieren.
Gerade in Zeiten der Klimakrise, in der unsere Bäume immer mehr unter
Druck geraten, sind Maßnahmen notwendig, mit denen wir ihre
Gesundheit schützen und dazu gehört in erster Linie das Gießen. Die
Wiener Stadtgärten leisten hier das ganze Jahr über Beachtliches: Sie
pflegen mehr als 500.000 Stadtbäume. Die Sensoren werden sie bei
dieser Mammutaufgabe künftig unterstützen und darüber hinaus dabei
helfen, die wichtige Ressource Wasser zu schonen.

„Wir haben im Rahmen unserer Raus aus dem Asphalt-Inititative
über 3.300 Bäume im Straßenraum und auf Plätzen gepflanzt. Gerade im
dicht verbauten Grätzl ist die Versorgung von Bäumen eine große
Herausforderung, weil naturgemäß nicht so viel Erdreich da ist, das
Feuchtigkeit speichern kann. Der Sensor hilft uns die Bäume gesund zu
halten, um so die Umgebung zu kühlen und die Aufenthaltsqualität zu
verbessern“, sagt Ulli Sima, Stadträtin für Stadtentwicklung,
Mobilität und Wiener Stadtwerke.

Zwtl.: Digitale Technologie für eine gezielte Bewässerung

Im Zuge des Projekts „Smart Trees“ werden seit Februar 2024 im
gesamten Stadtgebiet digitale Sensoren im Boden bei Jungbäumen
eingesetzt. Sie messen laufend Werte wie Bodenfeuchte sowie
Temperatur und übermitteln diese Daten über das stadtweite sich im
Ausbau befindliche LoRaWAN-Netz. Das sogenannte LoRaWAN-Netz
ermöglicht die energiearme Übertragung kleiner Datenmengen über große
Entfernungen, wodurch die Sensoren besonders lange – ohne
Batteriewechsel – betrieben werden können. Der vollständige Ausbau
dieses Netzes in Wien ist bis 2028 vorgesehen.

Die Wiener Stadtgärten können die übermittelten Daten über eine
Schaltzentrale, die sogenannte IoT-Base, auslesen, die von Wien
Digital zur Verfügung gestellt wird. Gemeinsam entwickeln die Wiener
Stadtgärten und Wien Digital die IoT-Base weiter, um künftig auch
eine automatische Bewässerungssteuerung sowie eine optimierte
Tourenplanung zu ermöglichen.
Die ersten Datenauswertungen zeigen bereits ein hohes
Einsparungspotenzial beim Wasserverbrauch und die Möglichkeit,
flexibel und bedarfsgerecht zu bewässern. Dadurch würde nicht mehr
nach fixen Zeitplänen gegossen werden, sondern exakt dann, wenn die
Bäume es benötigen.

Im Herbst 2025 wird die Testreihe in der Fußgängerzone
Favoritenstraße weiter ausgebaut: Zusätzlich zu den Sensoren im Boden
kommen hier erstmals Sensoren am Stamm zum Einsatz. Über die Messung
des Saftstroms kann ermittelt werden, wie viel Wasser ein Baum
tatsächlich verdunstet. In Verbindung mit den Bodenfeuchtedaten lässt
sich der Bewässerungsbedarf auf diese Weise künftig noch präziser
bestimmen.

Bis Jahresende sollen in Wien insgesamt rund 460 Sensoren in
unterschiedlichen Tiefen, Sensoren-Typen und bei verschiedenen
Baumarten zur Testung eingesetzt werden. Anschließend wird
entschieden, welche Ausstattung künftig stadtweit zum Einsatz kommt.

Zwtl.: Wissenschaftliche Grundlage für ein Pflegekonzept der Zukunft

Die gesammelten Daten dienen jedoch nicht nur zur gezielteren
Bewässerung, sondern werden zusätzlich wissenschaftlich genutzt. In
Zusammenarbeit mit der Universität Wien, dem Verein „Land schafft
Wasser“ und dem Bundesamt für Wasserwirtschaft wird untersucht, wie
sich unterschiedliche Baumarten entwickeln, welchen Einfluss
Düngemittel auf das Wurzelwachstum haben und welche
Standortbedingungen das Baumwachstum begünstigen. Langfristig soll
aus den Erkenntnissen ein modernes, praxistaugliches Pflegekonzept
für ganz Wien entstehen, um alle Jungbäume optimal und unter
größtmöglicher Ressourcenschonung zu versorgen und so den vitalen
Baumbestand unserer Stadt langfristig zu sichern und weiter
auszubauen.

Zwtl.: Das Gießmanagement der Wiener Stadtgärten

Die Wiener Stadtgärten pflegen rund 500.000 Bäume im Stadtgebiet
– sowohl im Straßenbereich als auch in Parkanlagen. Mehrere Tausend
Jungbäume werden dabei jährlich von den Wiener Stadtgärten neu
gepflanzt und müssen mindestens in den ersten vier Jahren regelmäßig
bewässert werden. Derzeit erfolgt dies teils händisch, teils über
automatische Bewässerungssysteme. Diese Systeme arbeiten jedoch nach
fixen Intervallen und können z. B. nicht auf wetterbedingte
Veränderungen reagieren. Durch den Einsatz von Sensordaten können
Bewässerungsdurchgänge künftig reduziert und Bewässerungstouren
effizienter geplant werden. Das spart Wasser, Energie und
Personalressourcen und steigert zugleich die Vitalität der Jungbäume.

Zwtl.: Weitere technische Innovation im Test: Air-Pot®-System

Daneben testen die Wiener Stadtgärten zudem ein innovatives
Pflanzsystem. Bei den sogenannten Air-Pot® handelt es sich um ein
modernes Behältersystem, das durch noppenförmige Topfwände mit
Luftöffnungen die Durchlüftung und Drainage des Wurzelbereichs
verbessert. Dadurch entstehen kräftige Faserwurzeln und stabile
Wurzelballen, welche die Anwuchsrate und die langfristige Vitalität
der Bäume erhöhen. Während aktuell Baumpflanzungen nur in der kalten
Jahreszeit möglich sind, könnte die verbesserte Wurzelentwicklung
künftig in Ausnahmefällen sowie unter bestimmten Bedingungen auch
Sommerpflanzungen ermöglichen.

Seit Dezember 2024 werden in der Baumschule Mauerbach 42 Bäume im
Air-Pot®-System getestet. Auch hier kommen Sensoren zum Einsatz, um
die Bewässerung präzise zu steuern. Die ersten Ergebnisse zeigen ein
deutlich verbessertes Wurzelwachstum und eine positive Entwicklung
der Bäume. Ab Herbst 2025 werden in Essling weitere 60 Bäume aus dem
Wiener Straßenbaumsortiment folgen.

Pressefotos: https://presse.wien.gv.at/bilder