Black Friday: Billigmode ist kein Schnäppchen für Umwelt und Menschen

Wien, am 26. November (OTS) – Österreich hat ein Müllproblem. Täglich
landen mehr als 500 Tonnen
Altkleidung in Deponien oder Verbrennungsanlagen. Die massiven, oft
nur vorgegaukelten Rabattaktionen rund um den Black Friday verleiten
jedes Jahr Hunderttausende Menschen dazu, Kleidung zu kaufen, die sie
oft nicht benötigen. Die größte österreichische
Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000, die Caritas der Erzdiözese Wien
und die Volkshilfe Wien machen mit einer Aktion in der Wiener
Innenstadt auf dieses rasant wachsende Problem aufmerksam.
„Ultrabillige Mode von Plattformen wie Temu und Shein trägt
wesentlich zur Vermüllung unserer Umwelt bei. Diese Kleidung ist
minderwertig, kurzlebig und zerfällt in Mikroplastik, das sich in
unserem Körper anreichert“, warnt Anna Leitner, Sprecherin für
Ressourcen von GLOBAL 2000, vor einer Erdkugel, die in einem Berg
voller Altkleidung versinkt.

Black Friday als Beschleuniger – Second-Hand als Teil der Lösung

Kleidung liegt laut Europäischem Verbraucherschutz noch vor
Elektronik auf Platz eins in der „Black Week“. Mode wird zur
Wegwerfware, und fast jedes zehnte Stück landet ungetragen im Müll.
Das hat enorme Umwelt- und Sozialauswirkungen, stecken doch große
Mengen an Wasser, Strom, Chemikalien und vor allem menschliche Arbeit
in jedem Stück Kleidung. Statt Kaufrausch und Rabattschlacht laden
Second-Hand-Shops zu entschleunigtem Einkaufen ohne Konsumzwang ein.

Sowohl die Caritas der Erzdiözese Wien als auch die Volkshilfe
Wien betreiben Shops, die gebrauchte Kleidung sammeln, aufbereiten
und leistbar weitergeben. Wer hier einkauft, schafft nicht nur lokale
Arbeitsplätze und reduziert den Müllberg, sondern hilft auch, andere
wichtige soziale Projekte auf den Weg zu bringen. „Mit unseren carlas
– den Second-Hand-Shops der Caritas – bieten wir nicht nur eine
nachhaltige und günstige Einkaufsmöglichkeit und Arbeitsplätze für
langzeitarbeitslose Menschen. Wir zeigen, dass Kreislaufwirtschaft
funktionieren kann und ganz nebenbei noch Freude bereitet“, betont
Oliver Türkoglu, der bei der Caritas der Erzdiözese Wien für den
Bereich Sachspenden und Logistik verantwortlich ist.

Kleidung mit Mehrwert

Die Kunden erhalten günstige nachhaltige Kleidung mit sozialem
Mehrwert, und die Spender:innen der Kleidung wissen, dass ihre oft
geliebten, aber nicht mehr benötigten Sachen ein neues Leben
bekommen. „Wir möchten alle, die dem wachsenden Second-Hand-Trend
noch skeptisch gegenüberstehen, gerne einladen, diese Art des
Einkaufens auszuprobieren. Denn das nachhaltigste Kleidungsstück ist
jenes, das nicht neu produziert werden muss“, weiß Türkoglu.

Kreislaufwirtschaft statt Wegwerfgesellschaft

Wie nachhaltig echte Kreislaufwirtschaft funktioniert, zeigt auch
die Volkshilfe Wien. „Jeder Euro, der in den Volkshilfe Vintage-Shops
ausgegeben wird, wirkt doppelt nachhaltig: ökologisch und sozial.
Denn er schafft echte Chancen für Menschen, die lange keinen Platz
mehr am Arbeitsmarkt hatten. Wir beraten, betreuen und beschäftigen
und erleben täglich, wie aus einer Spende wieder Perspektive wird. So
funktioniert Kreislaufwirtschaft, die Umwelt schützt und Menschen
stärkt“, so Claudia Bernatz, Betriebsleitung TAV Betriebe, Volkshilfe
Wien.

Forderung nach Anti-Fast-Fashion-Gesetz

Österreich muss der Flut an Wegwerfmode nicht tatenlos zusehen
oder auf die EU warten, sondern kann selbst ein Anti-Fast-Fashion-
Gesetz auf den Weg bringen. „Unsere lokalen Geschäfte und Produzenten
brauchen faire Bedingungen, und die sind derzeit nicht gegeben. Im
ersten Schritt können die Regierungsparteien aggressive Werbung von
Temu und Shein verbieten und hohe Entsorgungsgebühren für die Online-
Plattformen beschließen. Im zweiten Schritt muss echte
Kreislaufwirtschaft gefördert werden. Wir gewinnen damit eine Umwelt,
die aufatmet, Menschen, die gesund sind, und Arbeitsplätze, die in
der Nachbarschaft bleiben“, so Anna Leitner abschließend.

Fotos der Aktion finden Sie hier https://flic.kr/s/aHBqjCBVQK