IV-Aktionspapier „Security & Defence Industry“ – Sicherheit als Wirtschaftsfaktor und Innovationsmotor

Wien (OTS) – Vor dem Hintergrund einer sicherheits- und
industriepolitischen
Zeitenwende hat die Industriellenvereinigung (IV) heute die
Ergebnisse der Taskforce Security & Defence Industry vorgestellt.
Ziel der Initiative ist es, die Rahmenbedingungen für industrielle
Kooperationen im Sicherheits- und Verteidigungsbereich zu verbessern
und Österreich als starken Standort im europäischen
Sicherheitsökosystem zu positionieren.

Sicherheit und Wirtschaft untrennbar verbunden

„Österreich und Europa erleben derzeit eine sicherheits- und
industriepolitische Zeitenwende, wie es sie seit Jahrzehnten nicht
gegeben hat“, betonte IV-Vizegeneralsekretär Peter Koren anlässlich
der Präsentation und meint weiter: „Der Angriffskrieg Russlands gegen
die Ukraine hat uns auf schmerzliche Weise gezeigt, wie verletzlich
Frieden, Stabilität und Unabhängigkeit sind. Aber er hat auch etwas
anderes gezeigt: Wer Sicherheit will, braucht Industrie. Und wer
wirtschaftliche Stärke will, braucht Sicherheit.“

Die IV-Taskforce wurde am 3. April 2025 vom IV-Bundesvorstand
eingesetzt, um konkrete Handlungsempfehlungen zu erarbeiten, wie
Österreich seine industrielle Souveränität, technologische Resilienz
und sicherheitspolitische Handlungsfähigkeit stärken kann. Unter dem
Vorsitz von Mag. Erwin Hameseder, Generalanwalt des Österreichischen
Raiffeisenverbandes, und KR Ing. Wolfgang Hesoun, Vorsitzender des IV
-Infrastrukturausschusses haben sich über 65 Unternehmen eingebracht
– von Industrie und Energie über Finanzwirtschaft bis hin zu
Forschung und Technologie. „Diese Breite ist kein Zufall“, so Koren.
„Sie zeigt: Sicherheit ist längst keine Nischenfrage mehr, sondern
eine gesamtwirtschaftliche Aufgabe. Investitionen in die Sicherheits-
und Verteidigungsindustrie sind ein Beitrag zur wirtschaftlichen
Resilienz, zu technologischer Wettbewerbsfähigkeit und letztlich zur
Sicherung unseres Wohlstands.“

Sicherheitswirtschaft als volkswirtschaftlicher Motor

Mag. Erwin Hameseder, Generalanwalt des Österreichischen
Raiffeisenverbandes und Vorsitzender der Taskforce, hob die
wirtschaftliche Bedeutung hervor: „Wenn wir über Verteidigung
sprechen, sprechen wir nicht nur über Panzer, Drohnen und
Beschaffung. Wir sprechen über Arbeitsplätze, Innovation und
Standortentwicklung. Denn die Sicherheits- und
Verteidigungswirtschaft ist längst ein bedeutender
volkswirtschaftlicher Motor.“

Laut einer Studie von Economica erzielt die österreichische
Sicherheitswirtschaft jährlich 2,8 Milliarden Euro Wertschöpfung, das
entspricht fast 1 % der heimischen Bruttowertschöpfung. Sie schafft
und sichert über 41.000 Arbeitsplätze und generiert 1,1 Milliarden
Euro an Steuern und Abgaben pro Jahr. Jede neue Beschäftigung in
diesem Bereich schafft weitere 34 Jobs in der heimischen Wirtschaft.

„Sicherheit zahlt sich also auch in Euro und Cent aus“, fasst
Hameseder zusammen. Gleichzeitig schaffe der europäische
Aufrüstungsprozess enorme Chancen: „Während 2022 nur sechs NATO-
Staaten das 2-Prozent-Ziel der Verteidigungsausgaben erreichten, sind
es 2024 bereits 22. Österreich hat diesen Wert nun erstmals erreicht
und plant bis 2032 eine Verdoppelung auf zwei Prozent des BIP“,
betont Hameseder.

Damit diese Chancen genutzt werden können, brauche es
Rechtssicherheit, Effizienz und Finanzierung. Die IV fordert eine
gesetzliche Grundlage nach Artikel 346 AEUV, die die wesentlichen
Sicherheitsinteressen definiert, Inlandsanteile an Wertschöpfung
sowie transparente Prüfkriterien festlegt. Außerdem sollen
Genehmigungen beschleunigt, Verfahren vereinfacht und ESG-kompatible
Finanzierungsmodelle geschaffen werden. „Ohne Sicherheit gibt es
keine Nachhaltigkeit“, so Hameseder: „Sicherheitsinvestitionen dürfen
nicht länger als ‚nicht nachhaltig‘ gelten. Das ist eine Frage der
Realität, nicht der Ideologie.“

Europa als Schlüssel zur industriellen Resilienz

KR Ing. Wolfgang Hesoun, Co-Vorsitzender der Taskforce und
Vorsitzender des IV-Infrastrukturausschusses, lenkte den Blick auf
die europäische Dimension: „Unsere Sicherheit endet nicht an der
Staatsgrenze. Wir müssen sie europäisch denken, europäisch planen und
europäisch produzieren.“

Die Industriellenvereinigung fordert daher den Aufbau einer
starken europäischen Verteidigungsindustriebasis, an der auch
Österreich aktiv mitwirkt. Ein zentrales Instrument dafür seien die
neuen Defence Projects of Common European Interest (DPCEIs), die
länderübergreifende Großprojekte in Schlüsselbereichen wie
Luftverteidigung, Cybersicherheit, Drohnenabwehr und
Weltraumtechnologien ermöglichen.

Ein wichtiger Schritt sei auch der von der Europäischen
Kommission am 17. Juni 2025 vorgestellte Defence Readiness Omnibus,
der Investitionen in die Verteidigungsindustrie bis 2030
beschleunigen und bürokratische Hürden abbauen soll. „Damit entsteht
erstmals ein kohärenter europäischer Rahmen, der Planungssicherheit
schafft und Unternehmen die nötige Stabilität gibt, langfristig zu
investieren“, so Hesoun und betont: „Wer in Sicherheit investiert,
investiert in Frieden, Stabilität und Zukunft.“

Europa habe gelernt, dass Sicherheit und Wohlstand zwei Seiten
derselben Medaille sind.
„Österreich hat die Chance, in dieser neuen Sicherheitsarchitektur
eine aktive Rolle einzunehmen – nicht am Rand, sondern in der Mitte
Europas“, so Hesoun.

Zehn konkrete Aktionspunkte als Fahrplan

Das vorliegende Aktionspapier der Taskforce Security & Defence
Industry bündelt zehn konkrete Maßnahmen, um Österreichs
Sicherheitswirtschaft zu stärken – darunter:

Aufbau einer nationalen Verteidigungsindustriebasis,

klare rechtliche Grundlagen für Industriekooperationen,

vereinfachte und beschleunigte Genehmigungsverfahren,

Rechtssicherheit im Neutralitätsrecht,

ESG-kompatible Finanzierungsmodelle,

sowie eine stärkere europäische Kooperation über gemeinsame
Beschaffungen und Förderprogramme.

Die Industriellenvereinigung sieht in der Sicherheitswirtschaft
einen zentralen Hebel für Resilienz, Innovation und wirtschaftliche
Stabilität. Die Empfehlungen der Taskforce sollen sicherstellen, dass
Österreich seine Stärken als Forschungs-, Technologie- und
Produktionsstandort gezielt ausbaut und seine industrielle
Eigenständigkeit stärkt.