Wien (OTS) – Ob in der Bergregion Vorarlbergs oder in der
Flächenregion des
Waldviertels: Die Organisation von Kinderbetreuung wird für viele
Gemeinden immer öfter zur Gemeinschaftsaufgabe. Steigende Kosten,
Fachkräftemangel und der Wunsch vieler Eltern nach ganztägigen
Betreuungsangeboten erfordern neue Strukturen und partnerschaftliche
Lösungen.
Der Österreichische Gemeindebund stellte heute im Rahmen eines
Pressegesprächs zwei Modelle vor, die zeigen, wie regionale
Zusammenarbeit in der Praxis funktioniert: den Gemeindeverband
„Kinderbetreuung Region Jagdberg“ in Vorarlberg und den Verein „NÖ
Kinderbetreuung“ im Waldviertel . Beide Beispiele beweisen, dass
mehrere Gemeinden gemeinsam mehr schaffen können – für Kinder, Eltern
und Gemeinden.
Kooperation als Erfolgsrezept
„Wenn Gemeinden sich zusammentun, gewinnen alle: Familien
erhalten mehr Betreuungsangebote, Personal kann flexibler eingesetzt
werden, und die Gemeinden teilen Verantwortung und Ressourcen
effizienter“, betont Gemeindebund-Präsident Johannes Pressl . „Diese
Modelle zeigen, dass Zusammenarbeit keine Verwaltungsübung ist,
sondern gelebte Verantwortung für Familien und Mitarbeiterinnen.“
Auch die Zahlen sprechen für sich: Zwei Drittel aller Kinder bis
fünf Jahre besuchen inzwischen eine elementare Bildungseinrichtung –
bei den Zwei-Jährigen steigt die Teilnahme am stärksten. Insgesamt
werden in Österreich rund 393.000 Kinder in elementaren
Betreuungseinrichtungen betreut. Seit 2023 wurden 483 neue Gruppen
eröffnet – ein Zeichen für die hohe Dynamik, die Gemeinden intensiv
fordert.
Beispiel 1: Gemeindeverband „Kinderbetreuung Region Jagdberg“ (
Vorarlberg)
Sechs Gemeinden – Düns, Dünserberg, Röns, Satteins, Schlins und
Schnifis – haben sich im Jänner 2023 zu einem Gemeindeverband
zusammengeschlossen, um sämtliche Kinderbildungs- und
Betreuungseinrichtungen gemeinsam zu führen. Die Region zählt rund
7.000 Einwohnerinnen und Einwohner. Seit September 2024 ist der
Verband Träger aller Kleinkinder- und Kindergartengruppen und auch
der Schulkindbetreuung. Eltern melden sich über ein digitales
Anmeldeportal an und eine zentrale Koordinationsstelle plant Bedarfe
und Standorte. Flexible Zeitmodule von 7 bis 17:30 Uhr sichern
verlässliche Betreuung auch bei Randzeiten. Der Verband ist Träger
von 9 Einrichtungen mit 19 Gruppen, betreut rund 440 Kinder und
beschäftigt 72 Mitarbeiter.
Bürgermeister Wolfgang Lässer, Obmann des Gemeindeverbands
Jagdberg, und Koordinatorin Ulrike Porod: „Ziel ist es nicht, Geld zu
sparen, sondern ein zukunftsorientiertes, hochwertiges Angebot in
unserer Region zu schaffen. Die Zusammenarbeit bringt unseren
Gemeinden eine neue Struktur und Entlastung: Wir bündeln Ressourcen,
schaffen intern auch Entwicklungsmöglichkeiten für Mitarbeitende und
halten alle Standorte in den Gemeinden offen. Für die Eltern heißt
das: flexible Betreuung nach Bedarf, kurze Wege und auch in den
Ferien ein verlässliches Angebot.“
Der Vorteil der Kooperation liegt laut Lässer in der zentralen
Organisation und Personalentwicklung. Fortbildungen können
verbandsweit geplant werden, die Personalverantwortung liegt nicht
mehr bei jedem Bürgermeister oder Amtsleiter einzeln, sondern beim
Verband. Mehr Infos: www.kibe-jagdberg.at
Beispiel 2: Verein „NÖ Kinderbetreuung“ Waldviertel (17 Gemeinden
)
Im Waldviertel haben sich 17 Gemeinden über Bezirksgrenzen hinweg
zu einem Verein zusammengeschlossen, um Betreuungsangebote vor dem
Kindergarten und nach 13 Uhr zu sichern. Der Verein entstand nach
einer Bürgerbefragung im Jahr 2014 und ist heute in vier Bezirken
aktiv – von der tschechischen Grenze bis nach Furth, rund 60
Kilometer überbrückend. Mit 43 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern (
davon 24 Pädagoginnen und 18 Betreuungspersonen) organisiert der
Verein Personal, Abrechnung und Förderungen zentral. Dadurch werden
die Gemeindeverwaltungen spürbar entlastet, und längere
Öffnungszeiten für die Kinderbetreuung können an allen Standorten
angeboten werden.
Bürgermeister Roland Zimmer, Obmann des Vereins NÖ
Kinderbetreuung im Waldviertel:
„Wir bieten flexible, leistbare Betreuung vor Ort – mit einer
Organisation, die Personal, Eltern und Gemeinden gleichermaßen
unterstützt. Kooperation bedeutet für uns, dass wir als Region
gemeinsam Verantwortung für unsere Kinder übernehmen.“
Der Verein betreut rund 300 Kinder im Alter von 0 bis 12 Jahren
in den 17 Gemeinden. In den Ferien ist an einem Standort in der
Region stets Betreuung verfügbar. Für die Gemeinden bedeutet das
nicht nur Planbarkeit, sondern auch Kostenvorteile: Während einzelne
Gemeinden früher Personalkosten von rund 72.000 Euro für die
Nachmittagsbetreuung zu leisten hatten, liegen die Kosten in der
Zusammenarbeit bei etwa 23.000 Euro pro Gemeinde. Mehr Infos: www.noe
-kinderbetreuung.at
Zusammenarbeit bringt Qualität und Entlastung
Beide Modelle zeigen, wie durch Kooperation Qualität,
Verlässlichkeit und Effizienz in der Kinderbetreuung gesichert werden
können. Während kleine Gemeinden ihre Standorte behalten, profitieren
sie gleichzeitig von zentraler Planung, besserer Personalabdeckung
und flexiblen Öffnungszeiten.