Wien (OTS) – Heute Vormittag präsentierte der Fundraising Verband
Austria –
Dachverband der Spendenorganisationen – den Spendenbericht 2025. Die
Ergebnisse unterstreichen die Stabilität des österreichischen
Spendenwesens, getragen durch die breite Verankerung in der
Gesellschaft – 79% der Menschen im Land haben im Vorjahr gespendet,
ein Höchstwert! Das Gesamtaufkommen ging allerdings im Schatten von
Teuerung, Rezession und einer wachsenden Zahl an Krisenherden zum
zweiten Mal in Folge leicht zurück. 1,07 Mrd. Euro bedeuten dennoch
das dritthöchste jemals erzielte Aufkommen. Die Hochwasserkatastrophe
im Osten Österreichs prägte das Spendenjahr. Bei den systematischen
Spenden konnten die Zwecke Umwelt- und Tierschutz zulegen, während
die Entwicklungszusammenarbeit weiter an Unterstützung verlor –
lebensrettende Projekte sind gefährdet.
Zwischen 2008 und 2022 verzeichnete Österreichs Spendenwesen ein
kontinuierliches Wachstum. Das Aufkommen stieg von 360 Mio. Euro auf
den bisherigen Höchststand von 1,1 Mrd. Euro. 2023 markierte einen
Wendepunkt: Erstmals seit Beginn der jährlichen Analysen ging das
Spendenvolumen leicht zurück. Hauptgründe waren die nachlassende
Unterstützung für die Ukraine-Hilfe, die wirtschaftliche Stagnation
sowie die Rekordinflation. Nach der Auswertung mehrerer hundert
Jahresberichte und weiterer Quellen zeigt sich, dass das Aufkommen
2024 erneut leicht zurückging (-0,5%). Unter Berücksichtigung der
Teuerung sank die operative Leistungsfähigkeit von gemeinnützigen
Organisationen 2023 und 2024 um insgesamt 13,5%. Dennoch blieb das
Gesamtaufkommen mit 1,07 Mrd. Euro auf sehr hohem Niveau und übertraf
erst zum dritten Mal überhaupt die Schwelle von einer Mrd. Euro.
„Die Analyse des vergangenen Spendenjahres unterstreicht die große
Resilienz des hiesigen Spendenwesens, das zu 82 Prozent von privaten
Haushalten getragen wird. Trotz umfassender gesellschaftlicher
Herausforderungen haben die Menschen, die in Österreich leben, bei
der Unterstützung gemeinnütziger Anliegen kaum Abstriche gemacht –
ein Zeugnis der großen Wertschätzung gegenüber gemeinnütziger Arbeit“
, betont Ruth Williams , Geschäftsführerin Fundraising Verband
Austria .
Spendenbeteiligung auf Rekordstand
Für die außerordentlich breite Kultur des Gebens sprechen auch die
Ergebnisse einer Public Opinion-Umfrage unter über 1.000 Personen:
Wenngleich die gespendeten Mittel in Summe leicht zurückgingen,
belegen die Daten, dass der Anteil Spendender in der Bevölkerung im
Gegensatz zu vielen anderen Nationen nicht nur konstant hoch blieb,
sondern 2024 sogar einen neuen Höchstwert erreichte. 79% der Menschen
im Land gaben an, im Vorjahr gespendet zu haben – am meisten in den
westlichen Bundesländern Salzburg, Tirol und Vorarlberg (88%), am
wenigsten in Oberösterreich (68%). Auch die durchschnittliche
Spendenhöhe hob sich im Westen mit 202 Euro pro Spender:in klar von
Niederösterreich/Burgenland mit 109 Euro oder Wien mit 119 Euro ab.
Ausschlaggebend für das Gesamtaufkommen ist die hohe Anzahl kleiner
Spenden: 81% aller Spenden liegen unter 200 Euro, während nur 2,6%
über 1.000 Euro liegen. International – unter anderem in
Großbritannien oder Frankreich – geht der Trend seit Jahren dahin,
dass weniger Spendende jeweils höhere Beträge geben.
„Umverteilung“ unter Hilfsanliegen
Unter den Initialereignissen prägte das verheerende Hochwasser im
Osten Österreichs das Spendenjahr 2024. Die Überflutungen
mobilisierten nicht nur tausende ehrenamtliche Helfer:innen, sondern
ließen auch eine flächendeckende Spendenbereitschaft folgen. Allein
über die vom ORF unterstützte Initiative ÖSTERREICH HILFT ÖSTERREICH
wurden 26,5 Mio. Euro gesammelt, womit 6.750 Haushalten rasch und
unbürokratisch geholfen werden konnte. Bei den systematischen
Spendenanlässen stachen die Bereiche Umwelt/Klima und Tierschutz als
Wachstumsbereiche (+1,5%) hervor. 12,5% aller geleisteten Spenden
entfielen auf diese Zwecke. In absoluten Zahlen den größten
Spendenbereich (29,5% aller Mittel) bildeten Soziales, Gesundheit &
Menschen mit Behinderungen. Organisationen im Bereich Internationale
Hilfe (23% der Spenden) verzeichneten neuerlich einen Spendenrückgang
um 2%. Parallel zum Kahlschlag bei der US-Behörde für
Entwicklungszusammenarbeit (USAID) verschärft diese schwindende
Unterstützung die Situation für lebensrettende und Zukunft schaffende
Projekte im globalen Süden.
Lukas Wank, Geschäftsführer AG Globale Verantwortung , hebt hervor:
„Wir sehen, dass Regierungen nicht ambitioniert genug gegen die
Klimakrise, weltweiten Hunger, gegen Armut und Ungleichheiten
vorgehen. Umso mehr Gewicht hat jeder Euro, mit dem österreichische
Spender:innen besonders benachteiligte und gefährdete Menschen
weltweit unterstützen. Dieser Euro zahlt langfristig in weltweiten
Frieden, Stabilität und Gerechtigkeit ein. Und weltweit bedeutet:
auch in Österreich.“
Rückgang vor allem bei großen Organisationen
Fast 65% des Gesamtspendenaufkommens von 1,07 Mrd. Euro entfielen auf
die größten 50 NPOs des Landes. Wenngleich ihre Spendeneinnahmen 2024
um 4,2% sanken, blieben die Spenden insgesamt dennoch stark
konzentriert. Organisationen mittlerer Größe mit durchschnittlichen
Spendenerlösen von 2 Mio. Euro konnten dagegen 5,2% dazugewinnen.
Noch höher fiel der Zuwachs bei Organisationen mit durchschnittlichen
Jahresspenden von 815.000 Ꞓ aus: Sie steigerten ihre Erlöse um 7,7%.
Kleinere Organisationen profitierten von dieser Umverteilung nicht
und mussten weitere Rückgänge hinnehmen.
Prognose: Weiterhin kein Teuerungsausgleich
Basierend auf den Erfahrungen zahlreicher NPOs im ersten Halbjahr
2025, scheint sich die Stabilität der österreichischen Spendenkultur
fortzusetzen. Während Privatspenden überwiegend als gleichbleibend
bis leicht steigend eingeschätzt werden, nehmen Unternehmensspenden
aufgrund der angespannten wirtschaftlichen Situation in vielen
Organisationen ab. Zu den zentralen Herausforderungen für den Dritten
Sektor zählen unter anderem der steigende Kostendruck, die Suche nach
qualifiziertem Personal und die erschwerte Ansprache neuer
Spender:innen. „In seiner Prognose für 2025 erwartet der Fundraising
Verband Austria erneut ein Gesamtvolumen von 1,07 Mrd. Euro –
grundsätzlich ein positives Zeichen für die anhaltende
Spendenbereitschaft, das jedoch davon überschattet wird, dass
Organisationen die Teuerung 2025 neuerlich nicht kompensieren können
– und das bei oftmals gestiegener Nachfrage nach gemeinnützigen
Leistungen“ , führt Ruth Williams aus.
Spendenabsetzbarkeit – Reform wirkt!
Hoffnungen innerhalb des Sektors ruhen auf den positiven Auswirkungen
der 2024 in Kraft getretenen Gemeinnützigkeitsreform. Diese hat als
Herzstück den Zugang zur Spendenabsetzbarkeit für alle gemeinnützigen
Vereine und ihre Spendenden gebracht – ein zusätzlicher Anreiz für
höhere Spenden insbesondere für Zwecke wie Bildung, Tierschutz und
Sport, die erstmals die Möglichkeit zur steuerlichen Absetzbarkeit
haben. Seit Anfang 2024 ist die Liste spendenbegünstigter
Institutionen des Bundesministeriums für Finanzen um fast 1.300
Einrichtungen gewachsen – die größte Steigerung seit der
schrittweisen Einführung der Spendenbegünstigung in Österreich. „Die
Reform hat mehr Vielfalt gebracht – neben vielen Vereinen aus Kultur,
Bildung, Sport und Tierschutz können seit 2024 auch wesentlich mehr
NPOs mit Tätigkeitsschwerpunkten wie Demokratieförderung,
Menschenrechte, Konsumentenschutz und Datenschutz den Vorteil der
Spendenabsetzbarkeit bieten. Dies wird das Spendenaufkommen
nachhaltig beflügeln“ , ist sich Ruth Williams sicher. Insgesamt
machen mittlerweile 1,44 Mio. Menschen Spenden im Ausmaß von rund 400
Mio. Euro jährlich als Sonderausgaben steuerlich geltend.
#GivingTuesday gibt Auftakt für Vorweihnachtsspenden
Entscheidend für den Ausgang des Spendenjahres 2025 ist die
Vorweihnachtszeit: Rund 25% aller Spenden werden in dieser Zeit
gegeben. Für viele wichtige Hilfsprojekte entscheidet sich jetzt, ob
sie weitergeführt werden können. Der internationale Tag des Gebens #
GivingTuesday am 2. Dezember läutet die vorweihnachtliche Zeit des
Gebens ein. #GivingTuesday entstand als Gegenbewegung zum
Konsumrausch des Black Friday und Cyber Monday und hebt die
gesellschaftliche Kraft des Gebens in den Mittelpunkt – eine Idee,
die auch von Bundespräsident Alexander Van der Bellen unterstützt
wird.
Der Spendenbericht 2025 steht auf www.fundraising.at zum Download zur
Verfügung.