Pendleranalyse 2025: Mehr als die Hälfte der ArbeitnehmerInnen pendelt in einen anderen Bezirk aus

St. Pölten (OTS) – In Niederösterreich leben, heißt pendeln. Wie aus
der soeben
erschienenen Pendleranalyse der AK Niederösterreich hervorgeht, muss
deutlich mehr als die Hälfte der Arbeitnehmer:innen (57,24 Prozent)
in einen anderen Bezirk auspendeln. Mehr als ein Viertel der
Arbeitnehmer:innen pendelt nach Wien, nur noch knapp ein Fünftel (
19,9 Prozent) hat einen Arbeitsplatz in der Gemeinde. „Pendeln
bedeutet gesundheitliche und finanzielle Belastungen. Es braucht
daher deutliche Entlastungen und mehr Unterstützung für Pendlerinnen
und Pendler“, so AK Niederösterreich-Präsident und ÖGB NÖ-
Vorsitzender Markus Wieser.

Die vorliegende Analyse soll einen Überblick über die
Pendelbewegungen in Niederösterreich geben und auf aktuelle
Entwicklungen aufmerksam machen. Der Schwerpunkt der Analyse liegt
bei jenen Pendler:innen, die am Weg zur Arbeit eine Bezirksgrenze
überschreiten müssen.

Wer pendelt wohin?

Nur rund 20 Prozent der berufstätigen Bevölkerung in
Niederösterreich arbeiten in der Gemeinde, in der sie auch wohnen.
Rund 23 Prozent arbeiten innerhalb ihres Wohnbezirks, rund 31 Prozent
der berufstätigen Bevölkerung pendeln in einen anderen Bezirk (ohne
Wien) und rund 26 Prozent pendeln in die Arbeit nach Wien.

Pendeln in ein anderes Bundesland

Von den 683.159 Berufstätigen, die in Niederösterreich wohnen,
pendeln rund 32 Prozent in ein anderes Bundesland. Absolut sind das
219.194 Personen, die aus Niederösterreich in ein anderes Bundesland
zur Arbeit pendeln. Der Großteil der Arbeitnehmer:innen arbeitet in
Wien, nämlich mehr als jede:r Vierte (26,4 Prozent). Nach
Oberösterreich pendeln 3,14 Prozent der in Niederösterreich wohnhaft
Beschäftigten.

Wer kommt nach Niederösterreich?

Umgekehrt finden 581.113 Personen in Niederösterreich ihren
Arbeitsplatz. Insgesamt pendeln 117.148 Arbeitnehmer:innen aus
anderen Bundesländern nach Niederösterreich zur Arbeit, das
entspricht rund 20 Prozent der Arbeitsbevölkerung. Rund 14 Prozent
kommen aus Wien und rund 3 Prozent aus dem Burgenland.

Arbeitsplätze in Niederösterreich

Der Pendler:innensaldo für Niederösterreich ist weiterhin
negativ. Es gibt um 102.046 mehr Auspendler:innen als
Einpendler:innen. Niederösterreich hat damit weiterhin ein Defizit an
Arbeitsplätzen. Vergleicht man die Zahl der vorhandenen
Arbeitsplätzen mit der Anzahl der niederösterreichischen
Berufstätigen ergibt sich ein ähnliches Bild: Für 85 Prozent der in
NÖ wohnenden Arbeitnehmer:innen steht – rein rechnerisch, ohne
Berücksichtigung von Beruf oder Qualifikation – ein Arbeitsplatz zur
Verfügung. Es gibt aber auch Regionen, die mehr Arbeitsplätze
anbieten, als dort berufstätige Einwohner:innen leben. Dazu zählen
alle vier niederösterreichischen Statutarstädte sowie die Bezirke
Bruck an der Leitha, Lilienfeld und Mödling.

Regionen

Das Industrieviertel hat weiterhin mit 38,5 Prozent der
niederösterreichischen Arbeitsplätze den höchsten Anteil an der
Arbeitsbevölkerung. Auch die hohen Aus- und Einpendler:innenzahlen
bleiben weiterhin bestehen. Der Zentralraum stellt mit 24,9 Prozent
rund ein Viertel der Arbeitsplätze und ist nach dem Industrieviertel
das zweitgrößte Arbeitsplatzzentrum. Es folgt das Mostviertel mit
14,6 Prozent der niederösterreichischen Arbeitsbevölkerung, das auch
mit Oberösterreich verflochten ist. Immer noch sind die Bezirke im
Weinviertel (der Anteil an der Arbeitsbevölkerung beträgt 14,2
Prozent) sehr attraktiv zum Wohnen. Aber der deutliche Überhang bei
den Auspendleri:innen ist fast für die Hälfte (45,5 Prozent) des
negativen Pendler:innensaldos (- 46.411) für ganz Niederösterreich
verantwortlich.

Das Waldviertel hat weiterhin bei den wohnhaften Beschäftigten (
Anteil 7,4 Prozent) und der Arbeitsbevölkerung (Anteil 7,8 Prozent)
jeweils die geringsten Anteile, dafür aber ein ziemlich
ausgeglichenes Verhältnis, mit einem leichten absoluten Überhang bei
den wohnhaft Beschäftigten. Das Waldviertel weist weiterhin den
geringsten Auspendler:innenanteil auf, d.h. der niedrigste Anteil der
wohnhaft Beschäftigten muss ihren Bezirk für das Erreichen des
Arbeitsplatzes verlassen. Immerhin können theoretisch rund 89 Prozent
der Waldviertler:innen in ihrer Region einen Arbeitsplatz finden.

Arbeitswege

Durchschnittlich beträgt der Weg in die Arbeit in
Niederösterreich 30 Minuten. Niederösterreich liegt damit
österreichweit an dritter Stelle, nur im Burgenland (35 Minuten) und
in Kärnten (31 Minuten) ist man noch länger unterwegs. Der
niederösterreichische Arbeitsweg ist im Durchschnitt 31 Kilometer
lang. Auch hier liegen nur das Burgenland (41 Kilometer) und Kärnten
(38 Kilometer) vor Niederösterreich.

Erreichbarkeit und Motorisierungsgrad

In Niederösterreich sind vierzig Prozent am Wohnort gar nicht
oder nur sehr schlecht an den öffentlichen Verkehr angebunden (an
Werktagen inklusive Schulferien).

Vergleicht man die Reisezeiten ins nächste regionale Zentrum
zwischen dem öffentlichen Verkehr (ÖV) und dem motorisierten
Individualverkehr (MIV) so wird besonders in Niederösterreich ein
auffallender Unterschied sichtbar. Man muss im Öffentlichen Verkehr
durchschnittlich 66 Prozent mehr an Zeit als im MIV aufwenden. Am
stärksten ist diese Differenz im Bezirk Hollabrunn, hier muss man im
ÖV rund 122 Prozent mehr an Zeit als im MIV aufwenden.

In allen niederösterreichischen Bezirken ist der
Motorisierungsgrad gegenüber 2024 gestiegen, außer in St. Pölten
Stadt, hier ist er sehr leicht zurückgegangen. Hier gibt es eine
deutliche Spannweite, die von der Erreichbarkeit im öffentlichen
Verkehr geprägt ist. Spitzenreiter ist Waidhofen an der Thaya mit 775
Pkw pro 1.000 Einwohner:innen, Wr. Neustadt weist hingegen mit 562
Pkw pro 1.000 Einwohner:innen den niedrigsten Motorisierungsgrad auf.