Schallmeiner/Grüne: Jungmediziner:innen in Österreich brauchen Perspektiven

Wien (OTS) – Zur aktuell aufgeflammten Debatte um einen sogenannten
„Solidarbeitrag“ für Jungmediziner:innen stellt der
Gesundheitssprecher der Grünen, Ralph Schallmeiner, klar:
„Wer glaubt, man könne Ärzt:innen durch Zwang und Verpflichtung in
Österreich halten oder langfristig im öffentlich finanzierten System
halten, hat die Realität längst aus den Augen verloren. Wir verlieren
Mediziner:innen nicht, weil sie uns ‚nicht solidarisch‘ genug wären,
sondern weil wir ihnen kein attraktives Ausbildungssystem und keine
modernen Arbeitsbedingungen bieten.“

Schallmeiner erinnert daran, dass die Engpässe im
österreichischen Gesundheitssystem schon lange vor dem Berufseinstieg
beginnen: „Der Flaschenhals liegt in der postgraduellen Ausbildung.
Viele Jungmediziner:innen warten monatelang auf Ausbildungsstellen
oder bekommen sie gar nicht – und gehen dann dorthin, wo sie sofort
starten können: nach Deutschland oder in andere Länder. Das Problem
ist also hausgemacht. Wer hier weiter auf Pflicht und Pönale setzt,
anstatt Ausbildung und Arbeitsumfeld zu verbessern, wird nur noch
mehr junge Ärzt:innen vertreiben.“

Die Grünen fordern seit Jahren eine faire, planbare und moderne
Ausbildung: „Wir brauchen endlich ein Ausbildungssystem, das den
Einstieg ins Berufsleben nicht zum Geduldsspiel macht. Dazu gehören
ausreichend Ausbildungsplätze, ein modernes Curriculum und faire
Entlohnung während der Ausbildung. Dass beim neuen Ausbildungsweg für
Allgemeinmediziner:innen immer noch manche die Anrechnung des
klinisch-praktischen Jahres blockieren, ist schlicht absurd. So
verspielen wir die Motivation jener, die eigentlich helfen wollen“,
hält Schallmeiner fest, der besonders die Länder gefordert sieht:
„Die Spitäler sind zentrale Ausbildungsstätten. Wer sich über
fehlende Ärzt:innen beschwert, muss auch in Ausbildung investieren.“

Neben der Ausbildung brauche es aber endlich auch andere
Rahmenbedingungen:
„Ein attraktives, solidarisch finanziertes Gesundheitssystem braucht
einen zeitgemäßen Gesamtvertrag. Nur so schaffen wir faire
Bedingungen für alle, die im niedergelassenen, kassenfinanzierten
Bereich arbeiten wollen“, betont Schallmeiner. Der Rechnungshof habe
zuletzt empfohlen, den Stillstand bei den Gesamtvertragsverhandlungen
zu beenden und die Zustimmungspflicht der Landesärztekammern zu
streichen. „Wir Grüne wollten das im Rahmen des Finanzausgleichs
erledigen, damals gab es Widerstand von Seiten der ÖVP. Und auch
jetzt wurden unsere Initiativen im Parlament von den
Regierungsfraktionen vertagt, anstatt sie umzusetzen.“

Ein moderner Gesamtvertrag würde laut Schallmeiner gleich mehrere
Probleme lösen: „Weniger Bürokratie durch Pauschalen, mehr
Planbarkeit für Jungmediziner:innen, mehr Versorgungssicherheit in
den Regionen. Und endlich Schluss mit absurden Doppelzuständigkeiten,
die am Ende mehr verhindern als ermöglichen.“