Vom Testen ins Tun kommen: Am Weg zum autonomen Fahren

Wien (OTS) – „In China und in den USA sind selbstfahrende Fahrzeuge
längst keine
Zukunftsmusik mehr, sondern gehören in vielen Städten bereits zum
Alltagsbild. Und auch in Europa hat sich in den vergangenen drei
Jahren, als wir schon einmal eine Veranstaltung zum Thema autonomes
Fahren ausgerichtet haben, sehr viel getan“, sagte Rosemarie Schön ,
Leiterin der Abteilung für Rechtspolitik in der WKÖ, zu Beginn der
Veranstaltung „Automatisiertes Fahren – vom Testen ins Tun kommen“
gestern in St. Valentin. Die hochkarätig besetzte Veranstaltung, die
von der Abteilung für Rechtspolitik gemeinsam mit der WKÖ-
Bundessparte Transport und Verkehr organisiert wurde, beleuchtete
nicht nur den Status quo in Europa und insbesondere in Österreich,
sondern auch die rechtlichen Rahmenbedingungen. „Es geht hier nicht
zuletzt um Haftungsfragen, denn wer haftet, wenn die KI am Steuer
sitzt?“, veranschaulichte es Schön.

Zunächst wies Alexander Klacska , Obmann der Bundessparte
Transport und Verkehr, aber auf die Chancen hin, die automatisiertes
Fahren eröffnen kann. Das ist zum einen eine erhöhte
Verkehrssicherheit: „2024 gab es in Österreich 351 Verkehrstote. Die
Hauptursachen für die tödlichen Unfälle waren Ablenkung, erhöhte
Fahrgeschwindigkeit, Vorrangverletzung, Herz-Kreislaufprobleme, etc.
Zusammengerechnet spielte in 98,3 % der Fälle der Faktor Mensch eine
Rolle, die Technik hatte nur einen sehr geringen Anteil“, so Klacska.
Zum anderen könne autonomes Fahren einen Beitrag zur Nachhaltigkeit
leisten und – durch eine bedarfsgerechte Gestaltung des öffentlichen
Verkehrs – den ländlichen Raum besser erschließen.

Noch wichtige Weichenstellungen nötig

Allerdings braucht es noch einige Weichenstellungen, um diese
Vorteile auch realisieren zu können. „Wir müssen erstens noch mehr
testen, um aus den Erfahrungen zu lernen und autonomes Fahren dann
schrittweise in den Regelverkehr integrieren zu können, zweitens
brauchen wir einen entsprechenden Rechtsrahmen und drittens Mut und
Offenheit. Wir dürfen nicht immer nur die Probleme sehen, sondern
müssen in Lösungen denken“, forderte Klacska.

Wie die USA und China bereits seit einiger Zeit Robotaxis
betreiben, wenn auch auf lokal begrenzten Strecken wie beispielsweise
in San Francisco, schilderte Bryant Walker Smith , Associate
Professor of Law an der University of South Carolina. In China, wo es
die Taxis schon seit 2019 gibt, sind vor allem lokale Marken führend.
In den USA haben Waymo (zur Google-Mutter Alphabet gehörend) und Zoox
(von Amazon-Gründer Jeff Bezos), aber auch Mercedes bereits Robotaxis
im Einsatz.

In Europa ist man indes noch am Testen. Aber auch hier gibt es
bereits „lessons learned“, wobei Benjamin Scher von der movingfutures
GmbH die größten Chancen für Europa gar nicht im Bereich Robotaxis,
sondern vor allem im öffentlichen Verkehr sieht. Denn das gut
ausgebaute öffentliche Verkehrsnetz sei eine besondere Stärke
Europas, zu Randzeiten und im ländlichen Raum können autonome
Fahrzeuge hier wertvolle Ergänzungen sein und das Angebot
bedarfsorientierter und effizienter gestalten.

Arbeit am Rechtsrahmen ist komplex

Noch allerdings fehlt ein Rechtsrahmen, der autonomes Fahren
hierzulande nicht nur erlaubt, sondern auch viele Detailfragen klärt.
Wie Michael Nikowitz vom Bundesministerium für Innovation, Mobilität
und Infrastruktur erklärte, wird bereits daran gearbeitet, wozu man
sich Best Practises genauso wie Worst Practices in Deutschland,
Frankreich, der Schweiz und Großbritannien angesehen hat. Auch gibt
es aktuell mehr als 140 Forschungsprojekte im Bereich autonome
Mobilität, welche das Ministerium fördert. Doch entsprechende
rechtliche Rahmenbedingungen zu schaffen, ist komplex. Zum Beispiel
gelten auch Haftungsfragen zu berücksichtigen, dazu zählen auch so
schwierige Fragen wie etwa, wenn der Betreiber einer selbstfahrenden
Flotte Updates nicht zeitgerecht macht, wie Rechtsanwalt Andreas
Eustacchio darlegte. Er wies außerdem darauf hin, dass der AI Act der
EU autonomes Fahren als Hochrisiko-KI eingestuft, menschliche
Überwachung, Kontrolle und Eingriffsmöglichkeiten hier somit Pflicht
sind.

Doris Straub von SAAM Austria (Strategische Allianz für
automatisiertes Fahren) schilderte, wie ihre Organisation alle
relevanten Player vernetzt und in einzelnen Arbeitsgruppen versucht
wird, verschiedenen Anwendungen voranzubringen. Sie sieht neben dem
öffentlichen Verkehr auch große Chancen für die starke
österreichische Zulieferindustrie. Im Güterverkehr wiederum könne
autonomes Fahren einen Beitrag zur Lösung des Lkw-Lenkermangels
leisten.

Technologie ist gekommen, um zu bleiben

Sascha Drenkelforth von TTTech betonte, dass die Technologie
bereits sehr sicher sei, aber mit Hochdruck daran gearbeitet werde,
sie noch verlässlicher zu machen. Denn feststeht: „Die Technologie
ist gekommen, um zu bleiben.“

Wie man nun tatsächlich vom Testen ins Tun kommen kann, stand
abschließend im Mittelpunkt einer Paneldiskussion, an der neben
Alexander Klacska und Sascha Drenkelforth auch Walter Prutej von der
Smart Urban Region Austria Alps Adriatic (SURAAA), die in Klagenfurt
und Pörtschach bereits selbstfahrende Shuttlebusse im Testbetrieb
hat, sowie Wolfgang Schildorfer , Professor an der FH OÖ Forschungs &
Entwicklungs GmbH, und Alexander Barth von DigiTrans teilnahmen.
DigiTrans betreibt eine Teststrecke nahe St. Valentin, auf der auch
große internationale Unternehmen wie die US-Firma Zoox alljährlich
ihre autonomen Fahrzeuge testen, da etwa die Regenanlage auf der
Teststrecke einzigartig ist und es ermöglicht, die Reaktion der
Fahrzeuge auf verschiedene Wetterbedingungen zu erproben.

Gemäß dem Motto „vom Testen ins Tun kommen“ lud DigiTrans auch
die Veranstaltungsteilnehmer:innen im Anschluss dazu ein, die
Teststrecke zu besichtigen und sich ein Bild von der praktischen
Anwendung der Technologie zu machen. (PWK436/DFS)